Erster Tisch links, erster Tisch rechts, mittlerer Tisch, Garderob’-Tisch, Ofentisch, Stammtisch, Schanktisch, letzter Tisch und die Schank: So war das Gastzimmer eingerichtet, bis unsere Eltern Ende 1998 in Pension gegangen sind und den Roten Krebs zusperrten. Damit war eine mehrere hundert Jahre alte Tradition zu Ende gegangen. Denn das alte Haus, das unsere Großeltern, Franz und Maria Peschka, 1931 erworben hatten, war immer schon ein Wirtshaus gewesen.

Franz, geboren 1890 in Krzellowitz, Böhmen, ist 1911 nach Österreich emigriert. Er und seine Maria, geboren 1893 in Fischerjuden bei Lochen, hatten sieben Kinder, zwei Mädchen und fünf Buben. Es war der Traum der Großmutter, Wirtin zu sein im eigenen Wirtshaus. Als Kaffeeköchin im Hotel Excelsior in St. Gilgen am Wolfgangsee verliebte sie sich um 1917 herum in Franz, den Küchenchef mit dem hageren Gesicht. Ernst und Anton, ihre jüngsten Buben, sind dann schon in Eferding zur Welt gekommen, im langen Zimmer im ersten Stock des Roten Krebs. Die Großmutter hat mit den älteren Kindern das Wirtshaus in den ersten Jahren alleine geführt, der Großvater war damals noch Küchenchef im Salzburger Peterskeller. Erst kurz vor dem Krieg ist auch er ganz nach Eferding gekommen.

Franz Peschka (der strenge Mann mit Schnauzer) als Küchenchef im Salzburger Peterskeller

Franz Peschka (der strenge Mann mit Schnauzer) als Küchenchef im Salzburger Peterskeller

Anton, unser Vater, hat in Linz Koch gelernt, im Hotel Schwarzer Bär in der Herrenstraße. Kaum war er fertig mit der Lehre, zog es ihn in die Schweiz, auf Saison. Er kochte in feinen Hotels und Restaurants, um dann, nach sieben Jahren, den Eltern einen Lebenswunsch zu erfüllen: Ihr Wirtshaus sollte er übernehmen. Er tat es, gemeinsam mit unserer Mutter, die er 1962 heiratete: Ulrike, geborene Zanzerl, Tochter eines Eisenwarenhändlers, gelernte Einzelhandelskauffrau.

Die zweite Generation – Anton und Ulrike Peschka

Wir, die nächste Generation, sind im Roten Krebs aufgewachsen, mit dem „G‘schäft“ großgeworden und mit den Großeltern im ersten Stock. Wirtskinder halt.

Das Haus im Sinn der Großeltern und Eltern weiterzuführen, ist uns wichtig. Dass es kein richtiges Wirtshaus mehr ist, spielt dabei keine Rolle. Das Eferdinger Gastzimmer ist, was es sein soll: ein offener, gastfreundlicher Raum.

Und die Wirtsküche? Die gibt es zumindest noch im Internet. Gemeinsam mit unseren Eltern sammeln wir die Wirtshausrezepte des Vaters auf einer Webseite: http://herr-peschka-kocht.com/